Beim regelmäßigen „Montagsgebet“ neue spirituelle Wege gehen

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In St. Agnes, Köln, wird an jedem 3. Montag im Monat das Montagsgebet für Gerechtigkeit in Kirche, Gesellschaft und Welt gefeiert. Die Idee dazu entstand bald nach dem Kirchenstreik von Maria 2.0 vor zwei Jahren. Frauen aus dem KDFB waren von Anfang an aktiv daran beteiligt:

Es reichte uns nicht, vor und außerhalb der Kirche zu beten, zu singen und zu predigen oder am Feuer mit den Menschen im Viertel zu diskutieren.

Uns wurde klar, dass wir den Innenraum der Kirche für uns erobern mussten. Es reichte uns auch nicht, nur spektakuläre Aktionen für Reformen in der katholischen Kirche am Kölner Dom mit Hunderten von Gleichgesinnten zu machen. Wir sehnten uns nach spiritueller Vertiefung, vergleichbar mit dem Gebet der Benediktinerinnen von Fahr.

Beim ersten Mal trafen wir uns zu etwa 25 Personen noch an einem Seitenaltar der Kirche. Zwei Frauen hatten Texte und Lieder vorbereitet und für Musik gesorgt. Ihre Predigt und das anschließende Brotbrechen mit einem richtigen Laib Brot trafen die Teilnehmenden schon ins Mark. Die Fürbitten wurden frei formuliert und mit Teelichtern dem Altar übergeben.

Eine erste Form war gefunden, aber auch zwei Frauen, die bereit waren, das nächste Montagsgebet mit dialogischer Predigt, nun im Mittelschiff der Kirche, zu gestalten. Dazu kamen schon 50 Personen. Durch den ersten Corona-lock-down mussten wir die Zahl der Teilnehmenden leider begrenzen.

Es war aber spannend, zu erleben, wie sich mit jedem Mal neue Formen der Gestaltung auftaten: Die Leiterin der Kreistanzgruppe ließ die Frauen mit Tanz-Schritten den Altar umkreisen und im Pilgerschritt durch die Kirche gehen.

 

Es gab eine geführte Atemmeditation mit anschließenden meditativen Texten mittelalterlicher Mystikerinnen, die mit der Kirche ihrer Zeit deutlich ins Gericht gingen.

Zum Montagsgebet „zu Ehren der Ermordeten und Überlebenden sexualisierter Gewalt“, mittlerweile als Zoom-Meeting im zweiten Lock-down, wurden auch Betroffene eingeladen. Die Predigerin, eine Theologin, fand deutliche Worte zu dem Kirchenskandal und setzte ihn in Beziehung zum Gottesknecht-Lied bei Jesaja. Wie berührend dieser Abend für die meisten war, zeigte sich an den Chatbeiträgen, die Dank und Ergriffenheit ausdrückten.

Zuletzt ging es um die „Heilung der gekrümmten Frau“ und alles, was uns niederdrückt, aber auch um Heilung, Aufrichtung und Ermächtigung.

Geplant ist ein gemeinsames Montagsgebet mit zwei evangelischen Pastorinnen, die den Prozess der Reformbewegung Maria 2.0 mit Sympathie begleiten.

Für uns ist es wunderbar zu erleben, wie viele bisher unentdeckte Talente und wie viele spirituelle Wege sich bei dieser offenen Gestaltung des Montagsgebetes auftun. Über den digitalen Weg können wir jetzt viele Menschen weit über die Gemeinde und Köln hinaus erreichen. Dass sich jeden Monat Frauen finden, die gerne die Leitung übernehmen, zeigt auch ein inneres Bedürfnis, spirituelle Berufung zu leben und damit für andere zum Segen zu werden.

Rotraut Röver-Barth

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